Düngung, Beregnung und Ansäuerung von Wirtschaftsdüngern: erster Feldtag "Landwirtschaft und Wasserschutz" in Schwüblingsen
Steigerung der Stickstoff-Effizienz und Zwischenfruchtanbau helfen, Nitratausträge zu vermeiden.
Welche Auswirkungen haben Zwischenfruchtanbau und unterschiedliche Stickstoff-Düngungshöhen auf den Ertrag und die Qualität der angebauten Kulturen sowie die N-Dynamik im Boden und die Nitratbelastung im Sickerwasser? Diese ist eine der grundlegenden Fragen, die am 10.06.2024 auf dem Feldtag in Schwüblingsen, einem auswaschungsgefährdeten Standort, der mitten im sogenannten „Roten“ nitratbelasteten Gebiet liegt, erörtert wurden.
Der im Jahr 2022 in Schwüblingsen eingerichtete Feldversuch zum Wasserschutz und Düngerecht beinhaltet eine viergliedrige Fruchtfolge aus Kartoffel, Sommergerste, Silomais und Winterroggen mit festen N-Düngungsstufen und fünf unterschiedlichen Zwischenfruchtvarianten. Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) untersucht mit Hilfe von Saugsonden in einer Tiefe von 80 cm die Nitratkonzentration im Sickerwasser. Insgesamt sind 432 Saugsonden verbaut. Damit ist dies der größte Feldversuch dieser Art in Deutschland. Dieser umfassende Versuchsaufbau ermöglicht eine Bewertung, wie effizient eine unterschiedliche Begrünung über Winter, die N-Reduzierung zur nachfolgenden Hauptkultur oder auch die Kombination dieser Maßnahmen für den Gewässerschutz sind. Dieses ist von hoher, aktueller Bedeutung, da diese Vorgaben Bestandteil der aktuellen Düngeverordnung für die nitratbelasteten Gebiete sind.
Über 100 Besucher:innen aus der Beratung und der Politik, Vertreterinnen und Vertreter aus der Wasserwirtschaft, der Region Hannover, des Netzwerkes Ackerbau Niedersachsens und des Landvolks wie auch junge Landwirtinnen und Landwirte - vertreten durch die Fachschülerinnen und -schüler aller vier Klassen der Albrecht-Thaer-Schule Celle - sowie Landwirte und Landwirtinnen aus der Region konnten von der Niedersächsischen Düngebehörde in der Landwirtschaftskammer Niedersachen (LWK), dem Niedersachsen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und dem Landesamt für Bergbau, Geologie und Energie (LBEG) auf der Versuchsfläche begrüßt werden.
Dr. Eric Reinsdorf aus dem niedersächsischen Landwirtschaftsministerium betonte in seinen Grußworten, dass derzeit sowohl auf europäischer Ebene als auch auf nationaler Ebene viele Entwicklungen im Düngerecht stattfinden. Dabei hob er hervor, dass das umfassende Versuchsdesign wichtige Fragestellungen untersucht und die Ergebnisse für die regionalspezifische und verursachergerechte Weiterentwicklung des Düngerechts von Bedeutung sind. Auch Dr. Holger Hennies, Präsident des Niedersächsischen Landvolkes, begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und unterstrich die Bedeutung der Politik regionale, belastbare Daten zur Verfügung zu stellen. Er lobte zudem die gute, langjährige Arbeit der Gewässerschutzkooperation vor Ort.
An zwei Stationen wurde über aktuellen Anforderungen im Düngerecht und im Wasserschutz informiert. Andrea Knigge-Sievers und Wolfgang Klahsen, beide LWK Niedersachsen, stellten den allgemeinen Aufbau der Feldversuche zum Düngerecht und Wasserschutz sowie Ergebnisse vor. Karen Peters und Tim Eiler, beide LWK Niedersachsen, erläuterten düngerechtliche Vorgaben, so u.a. die Begrünungspflicht und N-Reduzierung der Düngung in den „roten“ Gebieten. An dieser Station ging Tim Eiler auch auf die Ergebnisse des Zwischenfruchtversuches in Wehnen, LK Ammerland, ein. Linda Noltemeyer und Arne Brummerloh vom LBEG stellten die bodenkundlichen Standorteigenschaften sowie die umfangreichen Sickerwasseruntersuchungen am Standort vor. Mit den Messungen wird es möglich sein, die Nitratgehalte im Sickerwasser unter den untersuchten Varianten zu erfassen und mithilfe der Verrechnung mit modellierten Sickerwassermengen zugehörige N-Frachten zu ermitteln.
An einer weiteren Station stellte Henning Gödecke, LWK Niedersachsen, Erkenntnisse zur effizienten, wassersparenden Beregnung aus Versuchen des Sachgebiets Beregnung und Wassermanagement des Fachbereichs Pflanzenbau der LWK vor. An der letzten Station wurden von Marie-Lena Hass, LWK Niedersachsen, erste Ergebnisse des Projektes „Säure+ im Feld“ präsentiert. Ein Projektteilnehmer des Demonetzes des Projektes „Säure+ im Feld“ stellte mit einem Emissionsmessgerät anschaulich die Minderung von Ammoniak-Emissionen durch Ansäuerung eines Gärrestsubstrates dar.
Ein besonderer Dank gilt der Komb-i GmbH und Co. KG, die diese vom Zuschnitt für das Versuchsvorhaben geeignete Fläche in der Region langfristig zur Verfügung stellt, sowie den landwirtschaftlichen Praktiker:innen vor Ort und der Wasserschutzberatung, die sich im Vorfeld in das Versuchsvorhaben eingebracht und den gesamten Prozess aktiv begleitet haben.
Der Standort soll auch in Zukunft regelmäßig Ort des Austausches sein, um die Themen rund um grundwasserschonende Bewirtschaftung und N-Effizienz in der Ausbildung der jungen Landwirtinnen und Landwirte weiter voranzubringen. Dieser erste Feldtag hat durch die hohe Zahl an Teilnehmenden und die vielfältigen Diskussionen der verschiedensten Beteiligten gezeigt, wie gut an diesem Standort ein engagierter Austausch erfolgen kann. Besonders die Fragen der sehr interessierten Schüler:innen zur praktischen Umsetzung im eigenen Betrieb haben verdeutlicht, wie wichtig Versuchsergebnisse als Grundlage sind.
Zum Abschluss fasste Dr. Frank Schmädeke, MdL und Vorsitzender des Agrarausschusses seine Eindrücke mit folgenden Worten zusammen: “Die Politik braucht mehr “Z, D, F“ Zahlen, Daten, Fakten“, um auf allen Ebenen fachgerecht Stellung zu nehmen und die Vorgaben für die (niedersächsische) Landwirtschaft regional, verursachergerecht und gezielt weiterzuentwickeln“. Hierzu liefern die Versuche zu Wasserschutz und Düngerecht wichtige Informationen und Erkenntnisse.
Die Ansprechpartner:innen zum jeweiligen Vorhaben und weitere Informationen können Sie dem Handout entnehmen.
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Kontakte
Andrea Knigge-Sievers
landesweite Aufgaben im kooperativen Trinkwasserschutz §28 NWG
Wolfgang Klahsen
Wasserschutzversuche im Rahmen der landesweiten Aufgaben §28 NWG
27. Arbeitskreis Wasserschutz gem. §28 NWG in Oldenburg
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